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Under Review: Mit Resilienz zurück in die Erfolgsspur
1.Mannschaft /
Eine herausfordernde, intensive und emotionale Sommerpause liegt hinter uns. Da freuen wir uns umso mehr, dass die Scheibe seit ein paar Wochen wieder über das gefrorene Nass an der Schwarzwaldstraße gleitet. Aber nicht nur „Hockey is back“, sondern auch unsere monatliche Reihe ‚Under Review’. Dabei möchten wir auf die vergangenen Monate im Ellental blicken und auch einen kleinen Ausblick auf den Saisonstart in der Oberliga Süd wagen.
Resilienz – laut Duden die „psychische Widerstandskraft, Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen“. Diese Fähigkeit war in den letzten Monaten im Ellental nahezu täglich gefordert. Der zweite Abstieg in Folge bedeutete eine erneute Aufarbeitung der vorangegangenen Spielzeit und die nochmalige Vorbereitung auf eine neue Liga, die wiederum ein neues Team auf und neben dem Eis nötig machte.
Im April 2024 konnten mit der Vertragsverlängerung von Trainer Alexander Dück eine wesentliche Säule an den Verein gebunden werden. Akribisch arbeitete Dück seitdem an der Kaderplanung. Es gelang ihm, teilweise stark umworbene Spieler aus der DEL2 für das Projekt in Bietigheim zu gewinnen. Er mahnte aber auch: „Ich kann jedem nur raten, diese Liga nicht zu unterschätzen“. In der Oberliga gibt und gab es Teams, denen ein höhere Etat zur Verfügung steht, als den Steelers in der letztjährigen DEL2-Saison.
Der ehemalige Verteidiger hat eine klare Vorstellung, wie sein Team auszusehen hat und welches Eishockey gespielt werden soll. Dabei geht es ihm um eine Diversifikation in unterschiedliche Spielertypen, deren Arbeitsmoral, Stabilität und eben ihre Resilienz. „Es können nicht nur Spieler sein, die Tore schießen. Es muss auch Spieler geben, die die Drecksarbeit machen.“ So beschrieb der Deutsch-Kasache seine klare Marschroute für die Zusammenstellung des Kaders. Einer dieser Sorte ist Publikumsliebling Alexander Preibisch, der sich bereits direkt nach dem Abstieg am Mikrofon vor der Enztalkurve zum Standort bekannte und Ende April 2024 seinen Verbleib mit einer emotionalen Videobotschaft verkündete. Es folgten der kantigen Stürmer Marek Racuk sowie Goalie Olafr Schmidt, der sich bereits seit Mitte Juli in einem Goalie-Camp in der Nähe seiner kanadischen Heimat auf die Saison vorbereitete.
Von den Augsburger Panthern kehrt nach einer weiteren DEL-Saison Verteidiger Tim Schüle zurück in die Heimat. Er bringt die Erfahrung aus 482 DEL-Partien mit, soll offensive Akzente setzen und gilt für zahlreiche Steelers-Fans als absolute Identifikationsfigur. Ähnliches gilt für Rückkehrer Tyler McNeely, der in der Offensive die Strippen ziehen soll und derzeit noch auf seinen deutschen Pass wartet. Allgemein kommt das neue Team von Alexander Dück und seinem Co-Trainer Boris Blank mit einer ordentlichen Portion Erfahrung daher, auch wenn das Durchschnittsalter weiterhin bei 26 Jahren liegt. Insgesamt haben die Spieler im Kader 1.280 Einsätze in der deutschen Eliteklasse. Zudem können Goalie David Zabolotny und Defender Pawel Dronia auf 10 WM-Einsätze für Polen zurückblicken.
Während andere Klubs die letzten Vorbereitungen vor der Ankunft der Spieler trafen und die Akteure ihre freien Tage genossen, sahen sich die Steelers mit einer ungeahnten Herausforderung konfrontiert: Am Vormittag des 08. August trat Rauch aus der „K1“ und ein Brand zerstörte weite Teile der Profikabine. Um den Trainingsstart sicher zu stellen, musste das Team um Equipment-Manager Marco Schwarzer, der zum Zeitpunkt des Feuers mit der U18-Nationalmannschaft im kanadischen Edmonton verweilte, an und über die Belastungsgrenze gehen. Jede helfende Hand wurde benötigt – Einsatzkräfte der Feuerwehr, Partner, Sponsoren, Mitarbeiter der Geschäftsstelle sowie einige Spieler packten mit an und trotzten den Folgen des Brandes.
Trotz dieser ungünstigen Voraussetzungen in den ersten beiden Trainingswochen starteten die Steelers mit zwei Siegen in die Vorbereitung. Dabei bekamen sie gegen die Hannover Indians die harte Realität der Oberliga zu spüren. In beiden Spielen gruben die Indians das „Kriegsbeil“ aus und führten sämtliche Zweikämpfe mit einer für Vorbereitungsspiele unüblichen Härte und sammelten übergreifend 34 Strafminuten. Hier zeigte die neu formierte Steelers-Mannschaft bereits die notwendige Resilienz. Zur Oberliga-Realität gehörte neben einer etwas in die Jahre gekommenen Eishalle am Pferdeturm in Hannover aber auch eine wässrige Eisfläche, die eher einen Bade- als einen Eismeister benötigt hätte.
Die Indians hatten immer wieder Probleme Schritt zu halten. So auch beim zwischenzeitlichen 1:1 Ausgleichstreffer durch Neuzugang Erik Nemec, der nach Vorarbeit von Tim Schüle einen Querpass von Marek Racuk ins Netz wuchtete. Zudem zeigten u.a. die Angreifer Drothen, Kanya und Kiefersauer nicht nur ihre Klasse in der Offensivzone, sondern auch durch ihre körperliche Robustheit, beim Back-Checking, der Zahl der geblockten Schüsse sowie bei der Arbeit gegen die Scheibe. Die Mischung macht’s eben. Reichert man diese mit etwas mehr Kadertiefe, einem Quäntchen Glück sowie der mehrfach genannten Resilienz an, ist in der bevorstehenden Saison trotz aller Widrigkeiten einiges möglich.
3 Hot-Takes für die kommende Saison (Hot-Takes gehören mittlerweile sportartübergreifend in jede Saisonprognose und sind dadurch geprägt, dass ihr Eintreten möglich ist, jedoch von einigen Eventualitäten abhängt):
• Bastian Eckl wird in der Oberliga mit mehr als 40 Scorerpunkten der beste deutsche Spieler unter 25 Jahren. Der in Regensburg geborene Stürmer durchlief die namhaften deutschsprachigen Nachwuchsakademien in Mannheim und Salzburg. In allen bisherigen Profi-Stationen wurde er überwiegend in den sogenannten Checking-Lines (3. und 4. Reihe) eingesetzt. Sein Potential deutete er mit 3 Punkten (1 Tor, 2 Vorlagen) in den beiden Testspielen bereits an.
• Olafr Schmidt wird nach der regulären Saison mit einer Fangquote von über 91,5% zu den Top3-Goalies der Oberliga gehören. Der Deutschkanadier steigerte sich schon in der vergangenen Saison stetig und zeigte seine mentale Stärke, indem er sich trotz Gegentorflut nie unterkriegen ließ. In der kommenden Saison gehört er zu den besten Schlussmännern der Liga.
• Die Steelers stellen mit einer Powerplay-Quote von über 30% das beste Team der gesamten Oberliga in Überzahl. Aufgrund der harten Spielweise der Hannover Indians konnten die Steelers ihr Powerplay bereits unter Beweis stellen und waren am Pferdeturm doppelt erfolgreich.